In dieser Woche sollte die Urnenbeisetzung der Mutter meiner Freundin stattfinden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona Pandemie wurde diese jedoch auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Was für eine bittere Enttäuschung für die erwachsenen Töchter der Verstorbenen. Wollten sie doch endlich abschließen und mit der kleinen und stillen Trauerfeier die Seiten eines langen und traurigen Kapitels ihrer Familiengeschichte zuklappen. Das Verhältnis zwischen der Mutter und ihren drei Kindern hatte viele Höhen und Tiefen erlebt und war über viele Jahre schwierig und zum Teil nur noch auf Distanz möglich. Vor ein paar Jahren hatten sich die Wogen der Vergangenheit dann endlich geglättet und die Familie war wieder ein gutes Stück näher gerückt. Kurz darauf erhielt die Dreifachmama und Großmutter dreier Enkeltöchter jedoch die niederschmetternde Diagnose Brustkrebs. Das Schicksal ist scheinbar doch ein mieser Verräter. Meiner Freundin und ihreren Schwestern blieb leider nur noch ein knappes Jahr mit ihrer erkrankten Mutter. Letztes Jahr im Sommer hatte diese den Kampf gegen den Krebs verloren und ihre müden Augen für immer geschlossen. Die Verstorbene selbst war vorbereitet, denn sie wusste schon lange um ihre geringen Chancen, die Krankheit zu besiegen und konnte sogar noch selbst ihre eigene Bestattung organisieren. Sie hatte noch zu Lebzeiten festgelegt, dass sie ihren Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen möchte. Ihre Hinterbliebenen mussten daher gleich nach ihrem Ableben Ihren Leichnam vom Bestatter an ein anatomisches Institut überführen lassen. Zwar ist eine Körperspende für viele Universitäten wichtig und wertvoll, insbesondere für die Ausbildung von Medizinstudenten sowie für die Fortbildung praktizierender Ärzte, jedoch müssen die in ihrer Trauer zurückbleibenden Familienmitglieder viel Kraft und Geduld aufbringen und zum Teil Jahre warten, bis die Uniklinik den Leichnam wieder an den Bestatter übergibt, damit eine Trauerfeier organisiert werden kann. Es ist ohnehin schon schwer genug, den Verlust eines Elternteils zu verkraften und eine Trauerbewältigung ist aus meiner eigenen Erfahrung sowieso immer nur in kleinen Schritten möglich. Abschied zu nehmen ist eine bewusste Entscheidung und eine Beisetzung ist ein wichtiger Schritt, um den Tod eines geliebten Menschen zu akzeptieren. Der Abschied ist allerdings ein langjähriger Prozess, der nicht mit der Trauerfeier abgeschlossen ist. Aber wenn knapp eineinhalb Jahren nach dem Verlust der Mama endlich eine Abschiedsfeier an der Grabstätte in Aussicht steht und dann kurz davor alles wieder abgesagt wird und erneut eine Ungewissheit entsteht und wieder « warten » angesagt ist, dann fehlen auch mir die passenden Worte des Trostes. Ich bedauere dies wirklich sehr und meine Freundin und ihre Geschwister haben mein tiefstes Mitgefühl. Ich hoffe, dass sie bald ihren Frieden finden, dass sie in naher Zukunft diesen wichtigen Schritt in der Trauerbewältigung gehen können, um die Überreste ihrer verstorbenen Mutter auf deren letzter Reise zu begleiten. Bis dahin bin ich in Gedanken bei euch und Eurer Familie, fühlt euch von Herzen ganz lieb gedrückt, Eure Nicole