Hat sich der Disput über das Für und Wider einer Maskenpflicht in Deutschland im Sommer eine kleine Verschnaufpause gegönnt? Jedenfalls hatte ich das zeitweise so empfunden. Aber vielleicht war ich auch nur zu sehr damit beschäftigt, meine Wahlheimat Frankreich mit dem Drahtesel zu erkunden. Mit fallenden Temperaturen und steigenden Fallzahlen Covid-19-Infizierter höre, sehe und spüre ich wieder diesen nervigen Streit, der die Gesellschaft um die Frage nach dem „Mask-have“ des Jahres 2020 ganz offensichtlich zu spalten scheint. So wurde zum Beispiel auch jüngst eine persönliche WhatsApp Gruppe in meinem privaten Umfeld für einen unschönen Schlagabtausch über das Corona bedingte Accessoire missbraucht. Während sich die Fronten zunehmend verhärteten und die beiden virtuell aufeinander losgingen, ob und wie gefährlich das Tragen von Masken sei, wurde es um den Rest der Gruppe täglich stiller. Als gäbe es kein anderes Thema mehr auf dieser Welt, stritten zwei Menschen, die sich sonst sehr gemocht haben, über ihre unterschiedliche Einstellung darüber, ob das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nun wirklich helfe oder eher schade und schlimmer, ob es denn überhaupt eine Corona Pandemie gäbe. Manche sind doch tatsächlich überzeugt davon, die Pandemie sei das frei erfundene Werk von WHO und Pharmazeuten. Warum wollen uns Impfgegner, Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker unbedingt belehren und vor allem bekehren? Die überraschenderweise oft sogar sehr gebildeten Egozentriker, die ungefiltert jeden ihrer Glaubenssätze als vermeintliche Fakten im sozialen Netz teilen, sind dann wahnsinnig beleidigt, wenn du ihren Beitrag nicht mindestens mit einem Beifall klatschenden „Daumen hoch“ versiehst. Glauben diese Skeptiker wirklich, die Menschheit vor einer drohenden Zwangsimpfung im Rahmen eines durch Bill Gates verursachten Komplotts retten zu müssen? Warum lehnen sich Maskenverweigerer gegen eine imaginäre Meinungsdiktatur auf, überzeugt davon, die demokratische Mehrheit der deutschen Gesellschaft unterdrücke ihre Meinungsfreiheit? Soll die Kritik einer kleinen gesellschaftlichen Randgruppe den Sinn von Masken ernsthaft in Frage stellen? Wir alle werden vermutlich sehr glücklich darüber sein, uns eines Tages wieder ganz ohne Mund-Nasen-Schutz zu begegnen. Wie sehr werden sich Einzelhändler über lächelnde Gesichter in ihren Läden freuen. Ich kann es selbst kaum erwarten, überall dort wieder frei durchatmen zu können, wo das heute nicht möglich ist. Um die Gesundheit meiner Mitmenschen und mich selbst zu schützen, nehme ich die Unbequemlichkeit des Tragens einer Maske allerdings in Kauf. Diese Solidarität wünsche ich mir auch von meinem Umfeld. Es wäre schön, nicht bei jedem Einkauf mindestens einmal ein Unwohlsein zu verspüren, weil mir mal wieder ein ignoranter Maskengegner hustend auf die Pelle rückt und den unliebsamen Schutz dabei demonstrativ weit unter Nase oder Kinn hängen hat. Wie aber können Maskenmuffel und Corona-Leugner zum Umdenken bewegt werden? Ohne die Moralkeule schwingen zu wollen, möchte ich persönlich gerne an das Gemeinschaftsgefühl jedes einzelnen appellieren, den Mund-Nasen-Schutz so lange als „Mask-have“ zu akzeptieren, bis die Corona Pandemie überstanden ist. Danke fürs Mitmachen.