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Die Kusskrankheit

Heute war ich mit meinem Sohn zu einer Nachkontrolle in der Kinderklinik. Er hatte sich Mitte August ein Virus eingefangen und war über mehrere Wochen richtig krank. Bis wir endlich wussten, was ihm genau fehlt, sind zunächst quälende fünf Wochen vergangen, in denen sich sein Gesundheitszustand einfach nicht verbesserte und er mit hohem Fieber das Bett hütete. Selbstverständlich wurde er sehr schnell auf Covid-19 getestet – mit negativem Ergebnis. Ein Antikörpertest war ebenfalls negativ, denn einige wenige Kinder und Jugendliche entwickeln weltweit nach einer Symptom freien Infektion mit dem Corona Virus schwerwiegende Krankheitsbilder. Wir waren unzählige Male in der Praxis unserer Kinderärztin, versuchten es mit etlichen Medikamenten, bis eine Blutuntersuchung einen Klinikaufenthalt zwingend erforderlich machte. Zum ersten Mal musste ich meinen Sohn alleine in einem Krankenhaus lassen. Mit fast fünfzehn Jahren war das für ihn zwar keine große Sache, aber ich war als Mama natürlich extrem besorgt. Es war neben der emotionalen Belastung aber auch sonst eine sehr anstrengende Zeit, denn ich wollte keinen Kinderkrankenschein einreichen. Homeoffice sei Dank war das auch nicht erforderlich. Mein „Büro“ war in den Wochen bevor er in die Klinik musste ja direkt neben dem Jugendzimmer des Juniors, sodass ich stündlich nach ihm sehen konnte. Als er dann in die Klinik kam, habe ich Überstunden abgebaut, um möglichst viel Zeit bei ihm sein zu können, denn wegen der andauernden Pandemie wurden die Besuchsregelungen in der Kinderklinik dahingehend verschärft, dass nur Eltern Zutritt gewährt wird. Nach wenigen Tagen durfte mein Kind zum Glück aber die Klinik wieder verlassen und musste sich weiterhin zu Hause schonen, bevor er nach sechs langen Wochen endlich wieder zur Schule durfte. Ansteckend ist das Virus unter anderem über den Austausch von Speichel. Daher wird das Epstein-Barr Virus (auch bekannt als das Pfeiffersche Drüsenfieber) mit dem er sich infizierte, auch Kusskrankheit genannt. Als ich ihn nach Verkündung der Diagnose fragte, ob er denn vor ein paar Wochen jemanden geküsst hätte, hat das Pubertier mich erstaunt angeschaut und die vermeintliche Knutscherei vehement verneint. Erst als die Ärztin in der Klinik ihn dann auch darauf ansprach, gab er etwas verlegen zu, dass er eventuell dann doch ein Mädchen geküsst hätte. Der Junge entwickelt sich also völlig altersgerecht. Schade nur, dass auf seinen  ersten Kuss (sofern es wirklich der erste war ;-)) gleich eine Viruserkrankung mit für ihn schwerwiegenden Symptomen folgte. Zum Glück geht es ihm inzwischen deutlich besser. Körperlich wird er sich noch eine Weile schonen müssen, außerdem muss er ein wenig Gewicht zulegen, denn während der langen Fieberphase hatte er so wenig Appetit, dass er in Folge dessen ordentlich Körpergewicht eingebüßt hat. Ich bin überglücklich, dass es meinem Kind nun täglich besser geht. Die Kusskrankheit ist also so gut wie überstanden.