· 

Auf Omas Spuren

DNA Analysen zur Ahnenforschung liegen gerade voll im Trend und sind inzwischen sehr erschwinglich. Auch ich habe mich kürzlich dazu hinreißen lassen, der ethnischen Herkunft meines Erbgutes auf die Spur zu gehen. Zwar wusste ich bereits im Vorfeld definitiv von meinen deutschen, französischen und schottischen Wurzeln, aber meine Neugier war geweckt, eventuell zu erfahren, aus welchen geographischen Regionen meine Ahnen sonst noch sehr her stammen könnten. Nach einigen Wochen erhielt ich die Laborergebnisse meines Wangen-Abstrichs. Wenig überraschend war die Tatsache, dass meine Spuren sich nicht außerhalb des europäischen Kontinents nachweisen lassen, ich bin also laut DNA Test zu einhundert Prozent Europäerin. Zirka dreißig Prozent meiner DNA lässt auf die Herkunft meiner Ahnen aus Großbritannien schließen. Das passt auch zum schottischen Urgroßvater. Weitere dreißig Prozent verteilen sich auf Nord- und Westeuropa, darunter Frankreich (meine Großmutter mütterlicherseits war Französin), Deutschland, Niederlande, Belgien, Dänemark sowie kleine Teile von Polen und Bulgarien. Die größte Überraschung für mich waren aber die angeblich italienischen Wurzeln, die immerhin vierzig Prozent meiner DNA ausmachen sollen. Wo kommen jetzt aber plötzlich die Italiener her? Ich selbst bin ein extrem heller Typ. Helle Haut mit Sommersprossen, blau-grau-grüne Augen, helle Körperbehaarung (für die ich als Frau äußerst dankbar bin) und kastanienbraunes Haar mit einem leichten Rotstich. Rein optisch bin ich also das Gegenteil einer rassigen Südländerin. Mit meinem Temperament hingegen würde ich vermutlich schon eher als Italienerin durchgehen. Ich bin ein absoluter Familienmensch, ich bin extrem gastfreundlich und bevorzuge die warmen Jahreszeiten. Ich mag es, draußen zu sein und im Freien zu essen. Ich liebe die mediterrane Küche, vollmundige Rotweine, edlen Grappa, starken Espresso und Eis. Eis ist meine allerliebste Süßigkeit auf der Welt. Mit keinem anderen Dessert kann man mich dazu bringen, meine Diätvorhaben binnen Sekunden zu verdrängen. Neben den kulinarischen Vorlieben bin ich aber auch ein großer Fan italienischer Operetten, italienisch ist für mich die schönste Sprache der Welt und nicht ohne Grund die begehrteste Musiksprache klassischer Werke. Ich bin eine sehr leidenschaftliche Frau, ich singe und tanze für mein Leben gerne und genieße es, Zeit mit lieben Menschen zu verbringen. In Sizilien verbrachten wir den bisher schönsten Familienurlaub. Die familiäre Unterkunft und die Gastfreundschaft der Hotelinhaber bleiben auf ewig unvergessen. Doch immer noch fragte ich mich, wer meiner Vorfahren aus Italien stammen könnte. Und da kam mir plötzlich in den Sinn, dass meine Oma eine extrem kleine und dunkelhaarige Frau war, die sehr gut auch als Nonna durchgegangen wäre. Insgesamt war sie ein eher dunkler Typ. Genau wie ihre Söhne, darunter auch mein Vater, der eine sehr dunkle Haut hatte, dunkelbraune Augen und von der Statur als Mann eher klein und muskulös war. Darüber hatte ich mir bisher nie Gedanken gemacht aber heute frage ich mich schon, ob meine Großmutter eventuell wirklich italienische Wurzeln hatte. Leider werde ich weder meine Oma noch meinen Papa danach fragen können, da leider beide vor vielen Jahren verstarben. Ich bin aber jetzt mehr als neugierig und werde recherchieren. Ich begebe mich also nun auf eine unbekannte Reise auf Omas Spuren. Ich bin gespannt, was mich erwartet.