Zugegeben, der Vergleich mit der Wundertüte ist geklaut. Nachdem ich den Frauen unserer Mädels-Chat-Gruppe vor einigen Tagen schrieb, was ich so mit meiner freien Zeit am ersten Mai angefangen hätte, war eine meiner Freundinnen so überrascht, dass sie antwortete "euer Haus ist wie ´ne Wundertüte, ständig zauberst du neue Räume aus dem Ärmel, die ich noch nicht kannte". Was war also los am Maifeiertag in unserem Haus? Ich fange am besten von vorne an. Ich habe mir vor einigen Jahren im Keller ein süßes kleines Büro eingerichtet. Pinkfarbene Wand, weiße Möbel und ein rosafarbener Teppich. Und wie es sich für eine Deko Queen gehört, natürlich sehr hübsch eingerichtet. Ein traumhaftes Zimmer, jedoch trotz des tollen Designs, immer noch ein dunkler Kellerraum mit niedriger Decke. Zwar haben wir Spots in die Decke eingebaut, aber um Wochen lang Tag ein Tag aus, sechs bis zehn Stunden mit wenig Tageslicht auszuharren, dafür war der Raum eben nicht gedacht. Ich habe zuvor wirklich wenig Zeit in diesem Büro verbracht. Hin und wieder ein paar Fotos bearbeitet, Abends mal die ein oder andere E-Mail beantwortet oder mich mal für eine Stunde um die Ablage gekümmert. Dafür war das kleine rosa Zimmer im Keller einfach perfekt. Seit knapp acht Wochen arbeite ich nun aufgrund der Präventivmaßnahmen im Rahmen der Corona Pandemie im Homeoffice. Gleich zu Beginn der angeordneten Homeoffice-Phase habe ich entschieden, auf gar keinen Fall die nächsten Wochen, stundenlang im Keller auszuharren. Ich beschloss also, mich für die Dauer von wenigen Wochen (wer konnte schon ahnen, dass es Monate werden) unser Esszimmer zu opfern und mich dort einzurichten. Wir essen ohnehin die meiste Zeit in der Küche oder bei schönem Wetter auf der Terrasse, also war das Opfer meines Erachtens ja nicht ganz so groß. Gäste haben wir wegen der Kontaktsperre ohnehin nicht erwartet. Das dadurch entstandene Chaos hat mich jedoch ganz schön gestört und deshalb habe ich mir in den Osterferien sogar die Mühe gemacht, alle Technik wieder abzubauen, in den Keller zu tragen und am Abend des letzten Urlaubstages wieder aufzubauen. Danach haben mein Mann und ich hin und her überlegt, welche Alternative es gäbe, um nicht noch einen weiteren Monat unseren "Salle à Manger" mit Kabelsalat und Monitoren zu belagern. Und kurz vor dem bevorstehenden Feiertag kam uns die Idee, einen Teil meines Büros in unser Sport-Zimmer zu integrieren. Der Raum ist im Obergeschoss, lichtdurchflutet mit Blick in den Garten und hat hohe Decken. Platz war dort nicht, den mussten wir schaffen. Mit der Aussicht auf Regen und angesichts der seit Wochen geltenden sehr strengen französischen Ausgangssperre haben wir die Ärmel hochgekrempelt und in diversen Räumen ausgemistet, umgeräumt, Schränke verschoben und durchs Haus getragen, die Sportgeräte optimaler im Raum platziert, sodass genug Platz für mein neues "Büro" Schrägstrich "Fitness- und Wellness-Raum" entstand. Da sitze ich jetzt, schreibe bei geöffnetem Fenster diesen Beitrag und lausche wunderbarem Vogelgezwitscher, welches aus der fast in Augenhöhe stehenden Kirschbaum-Krone, zu mir herüber schallt. Angetriggert durch das "wir misten nur aus, um Platz für den Schreibtisch zu schaffen"- Vorhaben, ging es dann die letzten beiden Tage weiter. Der rosafarbene (T)Raum im Keller wird unser Gästezimmer und ich freue mich, es irgendwann einmal, wenn die Pandemie überstanden ist, einem Gast anbieten zu können. Das Zimmer wird wirklich ganz bezaubernd. Zum Übernachten reicht auch die Deckenhöhe und das kleine Mini-Fensterchen. So haben wir also ein paar "neue" Räume aus dem Ärmel gezaubert und das Haus damit in eine Wundertüte verwandelt.